Phthalate-freie Raumluft? Ja bitte.
Vorkommen von Phthalaten
Phthalate, Weichmacher, werden fast überall, primär in Kunststoffen eingesetzt. Dabei handelt es sich um Chemikalien, die Materialien zugesetzt werden, um diese dehnbar, flexibler oder geschmeidiger zu machen. Ein unerschöpfliches Anwendungsgebiet im Grunde, Lacke, Harze, Anstrich- und Beschichtungsmittel, Gummi, Klebstoffe, Dichtungsmassen, Textilien, Getränkeflaschen, Verpackungen, auf Thermalpapier wie Parktickets und Rechnungen, Buntsiften, man findet sie auch in der Lebensmittelindustrie. Besonders gern werden diese dem PVC (Polyvinylchlorid) zugesetzt, eigentlich ist das Material eher brüchig und spröde.
Warum werden gerne Phthalate eingesetzt?
Phthalate sind billig herzustellen und besonders vielseitig einsetzbar. Die Industrie verarbeitet noch andere Varianten von Weichmachern, Bisphenol-A, Diethylhexylphthalat (DEHP), Dibutylphthalat (DBP), Benzylbutylphthalat (BBP), Diisononylphthalat (DINP), Diisodecylphthalat (DIDP), Dioctylphthalat (DNOP), Diisobutylphthalat (DIBP), Epoxydiertes Sojaöl (ESBO), Adipate, Acetyltributylcitat (ATBC), Hexamoll(R) und Mesamoll(R) und noch viele andere.
Besonders Phthalat-Verbindungen dünsten und gasen gerne aus
Besonders Verbindungen aus der Gruppe der Phthalate – gasen nach und nach aus. Beim Kontakt mit Flüssigkeiten oder Fetten dünsten diese aus. Die Freisetzung von Phthalaten durch Auswaschung oder Abrieb erfolgt auch bei Anwendungen im Freien.
Gesundheitliche Auswirkungen und Folgen
Eine generelle Aussage über die Auswirkungen von „Weichmachern“ ist insofern nicht möglich, weil je nach Anwendung unterschiedliche Gruppen von Chemikalien so bezeichnet werden.
Bedenklich ist, dass Weichmacher im Verdacht stehen, den Hormonhaushalt zu beeinflussen. Besonders für Kinder und Föten im Mutterleib ist das gefährlich: Unfruchtbarkeit, Leberschäden oder Verhaltensstörungen könnten ausgelöst oder gefördert werden. Weichmacher auf Basis von Phthalaten können, da sie in der Wirkung von bestimmten Hormonen ähnlich sind, Unfruchtbarkeit bei Männern verursachen. Die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union (EU) stuften Phthalate DEHP, DBP und BBP als fortpflanzungsgefährdend ein. Sie beeinflussen die Testosteron-gesteuerten Entwicklungsstufen. Auch stehen sie im Verdacht, Diabetes zu verursachen.
Der Einsatz ist vielfältig
Der Einsatz von Phthalaten ist vielfältig und in Räumen findet man diese fast überall. In Bodenbelägen (Linoleum, Laminate, Beschichtungen), Teppichen, Tapeten, Möbel, Lacke, Spielzeuge und in allen Kunststoffen, die sonst noch in Räumen stehen und Schadstoffe in die Raumluft abgegeben können. Bei Wärme werden mehr Schadstoffe an die Luft abgegeben, als bei kühleren Temperaturen.
Der Luftverbrauch des Menschen zeigt die Priorität schadstoffarmer Raumluft
Um die Wichtigkeit der Raumluft bewerten zu können, muss man sich vor Augen halten, wieviel ein Mensch atmet und wie groß die Fläche der Lunge ist. Pro Atemzug wird bei einem Erwachsenen von 0,5 Liter Luft Atemzugsvolumen ausgegangen, die menschliche Lunge besitzt 300 Millionen Lungenbläschen und hat mit rund 140 Quadratmetern eine riesige Oberfläche.
Luftverbrauch des Menschen
Im Durchschnitt machen pro Minute im RUHEZUSTAND Erwachsene 15 Atemzüge, Kinder 20 bis 30, Kleinkinder 30 bis 40 und Neugeborene sogar 40 bis 50 Atemzüge. Co-Faktoren wie Alter, Geschlecht, Körperbau und Trainingszustand spielen dabei eine Rolle.
Das Atemminutenvolumen eines Erwachsenen im Ruhezustand beträgt ca. 5-8 Liter, bei sehr starken körperlichen Anstrengungen oder Paniksituatonen steigt der Bedarf sogar auf 100 Liter pro Minute.
Pro Tag eines Erwachsenen: 7200-11520 Liter im Ruhezustand, bei sehr starken körperlichen Anstrengungen 144.000 Liter. (Es ist natürlich nicht üblich, so viele Stunden starke körperliche Anstrengungen zu haben, dient nur als Vergleich.).
Bedeutung phthalatefreier Luft
Die Bedeutung von Schadstoffarmer Luft als Grundlage für die Gesundheit wird ganz deutlich bei Betrachtung des enormen Luftverbrauchs eines Menschen. Die Nachtruhe wird von unserem Körper intensiv genutzt, um zu regenerieren, zu entgiften und Aufzubauen, das Immunsystem wird gestärkt.
Soweit die Theorie unter der Voraussetzung saubere Raumluft zu haben. Anders sieht die Realität aus. Tapeten werden mit Phtalaten ausgestattet, ebenso Teppiche, Bodenbeläge und Möbel. Die Inhalation erfolgt stetig. Weichmacher gasen in die Luft aus, wir atmen diese Atemzug für Atemzug ein. Tage, Wochen, unser Leben lang. Zu Hause, im Büro, im Kaufhaus, in Sporthallen und in der Muckibude.
Fazit
Durch den massiven Einsatz in Kunststoffen haben wir eine fortwährende Grundbelastung durch Phthalate. Unnötige Kunststoffprodukte sollten gemieden werden, auch Verpackungen für Lebensmittel hinterfragt werden. Vor allem für meinen „gesunden“ Schlaf werde ich persönlich sorgen, Phthalate-reduzierte Raumluft hätt ich schon gern: Beim nächsten Einkauf für das Wohnraumambiente suche ich nach dem Phthalate-frei Gütesiegel auf der Tapete.